"Weiter, immer weiter!"
Oliver Kahn, nach irgendeinem Scheiß-Spiel
Es war der 31. März gegen halb sechs am Abend. Die Normannia hatte gerade nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte im zweiten Abschnitt ein Offensiv-Feuerwerk auf dem Sportplatz des SV Rheingold Hamm abgebrannt. Dummerweise landete keine der gefeuerten Raketen im Hammer Tor. Stattdessen kam Hamm noch mal vors Normannia-Gehäuse und Torjäger Seibel knallte das Leder unhaltbar zum 1:0 für Rheingold in die Maschen und ins Normannia-Herz. Hamm gewann nicht unverdient und doch fühlte sich die Niederlage so an. Sechs, bzw. sieben Punkte lag man nun hinter den Konkurrenten um die Spitze Osthofen und Hamm. Wieder nur Platz drei? Andere feiern lassen? Noch mal B-Klasse? Mit dieser Mannschaft?
Auch auf dem heimischen Gelände lag einiges im Argen. Der geplante Flutlichtbau - bis dahin schleppend bis gar nicht vorangekommen - drohte zum Desaster zu werden. Die neuen Masten lagen herum, die alten standen noch da, schief wie eh und je. Und vom Flutlichbauer kam die Ansage, dass bis in zwei Wochen alles geebnet sein muss für den weiteren Bau.
Auf, neben und um den Platz stand der SVN vor riesigen Aufgaben. Doch Aufgeben ist nicht der Normannia Sache und fortan wurde in allen Bereichen "rangeklotzt". Die Mannschaft nahm sich vor, alle verbleibenden Spiele - so viele es auch sein mögen - zu gewinnen. Was am Ende rauskommt, würde man sehen. Aber alles dafür getan haben, das wollte man unbedingt. Aber der Reihe nach!
Letzten Sommer stand für die Aktiven des SV Normannia zunächst ein Umbruch an. Stelio Vardaxis, der die Mannschaft drei Jahre lang erfolgreich als Trainer geführt hatte, übergab das Zepter an Markus Hornung, der zusammen mit Marinos Papasaul die Mannschaft übernahm und vom Platz an die Seitenlinie wechselte. Gravierende Abgänge hatte man kaum, lediglich mit Dennis Krauberger verlor man eine absolute Stammkraft an den SV Guntersblum. Auf der anderen Seite gewann man - wie schon in den Jahren zuvor - ordentlich Qualität hinzu und das Niveau wuchs auch im Training noch einmal kräftig an. Gleich sieben Neuzugänge auf verschiedensten Positionen galt es zu integrieren. Ein hohe Trainingsbeteiligung, bereits bestehende Freundschaften und das schnelle Finden einer gemeinsamen Wellenlänge vereinfachten diesen Prozess enorm. Das Wichtigste jedoch: Keine Deppen dabei.
Ein klasse Team
Nach einer ordentlichen Vorbereitung blieb das Team jedoch zunächst mit einem Bein im Startblock hängen und ließ beim 1:1 in Wiesoppenheim und dem chaotischen 4:4 gegen Bechtheim gleich mal Punkte liegen. Die Qualität war unbestreitbar zu sehen, noch griffen aber die Zahnräder nicht optimal ineinander. Doch die Normannia arbeitete daran und langsam nahm das heutige Team Gestalt an und die Spielweise des SVN Fahrt auf. Nicht zuletzt aufgrund der (über die Saison durchweg) hohen Trainingsbeteiligung spielten sich Automatismen ein, gewann man vor allem in der Offensive an Variabilität und Gefährlichkeit. Im Fahrwasser der furios gestarteten Osthofener setzte sich die Normannia in der Spitze der Liga fest.
Ende Oktober dann das Spitzenspiel um die Herbstmeisterschaft: Der FSV 03 Osthofen empfing die Normannia zum Stelldichein auf dem heimischen Hartplatz. Beim 0:1 scheiterte man am Untergrund und an der eigenen Chancenverwertung, denn Möglichkeiten hatte die Normannia genug, um dem FSV ein paar Tore einzuschenken. Und so unterlag man gegen die kampfstarken Osthofener, die man ein paar Wochen zuvor noch im Pokal in der Verlängerung niedergerungen hatte und fuhr auf Platz drei in der Zwischenstation Winterpause ein. Noch war alles drin!
Apropos Pokal: Diesen nahm die Normannia genauso ernst wie die Liga und eilte mit guten Leistungen unter der Woche von Sieg zu Sieg, räumte neben Osthofen unter anderem die SG Freimersheim/Ilbesheim (immerhin Dritter in der Abschlusstabelle der A-Klasse) mit 5:2 aus dem Weg. Schluss war erst im Viertelfinale, als man dem späteren Meister der B-Klasse Alzey, der TSG Gau-Bickelheim, mindestens ebenbürtig war, am Schluss jedoch knapp mit 1:2 aus dem Wettbewerb ausschied.
Die Vorbereitung auf die Rückrunde ließ bereits leise erahnen, was hier zusammengewachsen war. Trotz der Ausweichquartiere in Flörsheim-Dalsheim und der Wormatia, wo man jeweils auf Kunstrasen trainieren konnte, blieb die Trainingsbeteiligung hoch und die Stimmung gut. Fahrgemeinschaften wurden gebildet, ungewöhnliche Trainingszeiten in Kauf genommen und verstärkt hatte man sich auch noch mal: Mit Lamar Gotel erweiterte man das Waffen-Arsenal im Sturm noch mal um eine weitere Maschine. Gute Testspielergebnisse kamen dazu, man merkte: "Da geht was!"
Auch wusste man aber, dass viele Ausrutscher nicht mehr drin waren. Gar nicht schmeckte der Normannia dann die Auftaktniederlage zu Beginn der Rückrunde, als man im "Windspiel" gegen den TuS Hochheim mit 2:0 den Kürzeren zog. Schwamm drüber, noch war alles drin! Konzentriert arbeitete die SVN-Truppe weiter, man spielte ja noch gegen die direkten Konkurrenten Hamm, Osthofen und Leiselheim. Ein klarer Sieg gegen die Nibelungen und ein Last-Minute-Triumph in Abenheim folgten. Dann kam der 31. März und das Spiel in Hamm.
Flutlichtbau und Wahnsinns-Endspurt
Die Köpfe blieben nach der bitteren Niederlage nicht lange hängen. Schnell rappelte sich das Team wieder auf und baute sich gegenseitig auf. Die Marschrichtung war klar: "Alles gewinnen." In den Übungseinheiten ging es nun noch mehr zur Sache, es darf bezweifelt werden, dass weitere Teams in der B-Klasse derart intensiv trainierten. Und die Normannia fuhr die Ernte ein und gewann die nächsten fünf Spiele mit einem Torverhältnis von 31:3 Toren. Und tatsächlich: Die Konkurrenz ließ Federn. Vorm mitentscheidenden Duell gegen Leiselheim am drittletzten Spieltag war die Normannia wieder ganz dick im Geschäft. Und selbst der 1:2-Rückstand im Derby warf die Truppe nicht um. Am Ende stand es 3:2 und der SVN zeigte, was unbedingter Wille ausmacht.
Auch profitierte man im Saisonendspurt von zwei weiteren Faktoren. Die konstant hohe Trainingsbeteiligung brachte die Luxussituation von knapp 20 fitten Spielern mit sich, Härtefälle ergaben sich aus jeder Kadernominierung. Gemeckert wurde jedoch nicht, jeder spielte seine Rolle, keiner murrte wenn er auf die Bank musste. Es wurde sich gegenseitig gepusht und zu Höchstleistungen angespornt. Auf dem Platz stand nicht ein Haufen Männer, sondern ein echtes Team.
Anpacken beim Flutlichtbau
Doch auch neben, bzw. um den Platz wurden die Ärmel hochgekrempelt! Im Rahmen des Flutlichtbaus musste angepackt werden und zwar ordentlich. Gräben waren auszuheben, Erdreich zu bewegen, Dienstleister zu koordinieren und und und... Mit Ehrenpräsident Kurt Fink und dem neuen Vorstand in spe Jochen Hallermann holte man sich Verstärkung aus den eigenen Reihen mit an die Flutlicht-Front, die die Sache endlich ins Rollen brachte. Arbeitseinsatz reihte sich an Arbeitseinsatz und langsam aber sicher nahm die Sache Gestalt an. Nachdem man in mehreren Kraftakten alle Fristen einhielt und auch auf geschäftlicher Ebene alles in die Wege geleitet hatte, war es Mitte April endlich soweit: Die Lichter strahlten! Auch die nachfolgend anfallenden Aufgaben bewältigte man im Rahmen von Arbeitseinsätzen gemeinsam. Knapp 1300 Mannstunden stemmte die Normannia! Und das alles parallel zu einer nervenaufreibenden Saison, welche den Spielern ein hohes Maß an Einsatz abverlangte.
Mit dem Sieg gegen Leiselheim und dem Dreier bei der starken SG Eisbachtal folgte das, was einige schon zu Anfang der Saison erwartet hatten: das entscheidende Spiel gegen Osthofen. Mit drei Punkten Vorsprung vor dem FSV und auf Platz eins der Tabelle liegend ging man ins Heimspiel gegen die Osthofener. Trotz des Rückstands und späteren Ausgleichs wackelte nie die Überzeugung: "Wir holen das Ding heute!" Und als Sefkan Tas in der 77. Minute zum coolsten Heber der Normannia-Geschichte ansetzte, war es endlich soweit: Die Normannia war Meister!
Gefeiert wurde ähnlich intensiv, wie in den letzten Wochen trainiert wurde. In der nächsten Saison spielt der SVN nun also in der A-Klasse und hat sich das mehr als verdient. Schön auch, dass mit dem SV Rheingold Hamm ein symphatischer Verein aus der B-Klasse Worms mit aufsteigt. Redlich erarbeitet hat sich die Normannia den Meister-Titel. Das Team lebt vor, was man gemeinsam erreichen kann. Wie man sich selbst in den Dienst der Gruppe stellt und zusammen verliert und gewinnt. Pflichtbewusstsein und Hilfsbereitschaft dem Mitspieler gegenüber, bei der Normannia herrscht ein wirklicher Teamgeist - die Basis allen Erfolgs. Und natürlich auch hilfreich: keine Deppen dabei. Lauter feine Kerle bei der Normannia. Kommt nicht oft vor, ist aber entscheidend.
Ekstase nach dem letzten Spiel
Durchdrehen wird natürlich jetzt niemand in Pfiffligheim. Die Feierlichkeiten sind mit der offiziellen Meisterfeier auch abgeschlossen. Aktuell erholt sich das Team, die neue Saison jedoch wirft ihre Schatten bereits voraus. Mit einem starken Team auf und neben dem Platz, der entsprechenden Beleuchtung und dem Wissen, dass man als Verein zusammen viel erreichen kann, blickt man beim SV Normannia positiv in die Zukunft.
Es bleibt an dieser Stelle nur noch, Danke zu sagen.
Danke an das Team hinter dem Team, an Mike Kley und Friedel Dohn, die stets für reibungslose Abläufe rund ums Team sorgen!
Danke an Michael "Doc" Rettig, der im Hintergrund den ein oder anderen Akteur wieder einrenkte!
Danke an Wolfgang Wach für die Trinkflaschen!
Danke an Günter Fertsch für einen stets sauber abgezeichneten Platz!
Danke an alle Sponsoren für die Unterstützung!
Danke an alle Helfer des Flutlichtbaus!
Danke an Jens Guth, Uwe Franz, Gunther Fischer, Ernst-Dieter Neidig und Gerd Vogt für die Unterstützung beim Flutlichtbau!
Danke an alle ehrenamtlichen Helfer im Ausschank und der Bewirtung!
Danke an alle, die in dieser Auflistung fehlen, aber eigentlich drin stehen müssten!
Danke an Markus Hornung und Marinos Papasaul, die genauso ehrenamtlich wie der Rest der Mannschaft alles in die Waagschale warfen!
Und natürlich danke an die Mannschaft selbst, die zeigte wie man mit Teamgeist und Willen das eigene Talent und die Leistung auf den Platz bringt!
Wir sehen uns schon bald auf dem Sportplatz!
Alla Normannia!